Bei Verletzungen und bedrohlichen Blutungen ist die Gerinnung unseres Blutes ein lebensnotwendiger Schutz. Bei bestimmten Erkrankungen oder auch genetischer Veranlagung besteht jedoch das Risiko für die Bildung von kleinen Blutgerinnseln. Diese können zu Verstopfungen lebenswichtiger Blutgefäße führen und Beinvenenthrombose, Lungenembolien oder auch Schlaganfälle auslösen.
Eine erhöhte Blutgerinnselbildung besteht bei Menschen mit künstlichen Herzklappen und bei Vorhofflimmern. Aber auch die Einnahme von Hormonen, Rauchen und ein B-Vitamin-Mangel kann das Risiko für eine Gerinnsel-Bildung erhöhen. Der Wirkstoff Phenprocoumon wird schon seit vielen Jahren zuverlässig zur Blutverdünnung eingesetzt. Der Begriff „Blutverdünnung“ ist jedoch irreführend, da das Blut nicht verdünnt, sondern nur die Blutgerinnung gehemmt wird. Der Wirkstoff verdrängt das zur Blutgerinnung wichtige Vitamin K, so dass die Gerinnung verzögert einsetzt. Das Ausmaß der Gerinnungshemmung lässt sich mit dem „INR“-Test anhand einer kleinen Blutprobe prüfen. Der Blutgerinnungstest wird in Abständen von 1 bis 4 Wochen vom Arzt durchgeführt. Die Dosis der Phenprocoumon-Tabletten wird anhand dieser regelmäßigen Messungen festgelegt. Viele Patienten sind unsicher, ob sie weiterhin Vitamin-K-haltige Gemüsesorten genießen dürfen. Die erhöhte Vitamin-K-Zufuhr kann zwar die Wirkung von Gerinnungshemmern abschwächen, allerdings ist das kein Grund auf Vitamin-K-reiche Lebensmittel wie z. B. Spinat, Brokkoli oder verschiedene Kohlsorten zu verzichten. Diese Nahrungsmittel gehören zu einer gesundheitsfördernden Ernährung und bereichern den Genuss des Essens. Außerdem ist es möglich, bei einer Ernährungsweise, die eine erhöhte Vitamin-K-Aufnahme beinhaltet, dies durch eine leichte Erhöhung der Phenprocoumon Dosierung auszugleichen. Dabei ist es wichtig, den erhöhten Bedarf durch häufigere INR-Bestimmungen festzustellen.
Seit Anfang 2012 sind die neuen Medikamente Dabigatran und Rivaroxaban zur "Blutverdünnung" bei Vorhofflimmern zugelassen und stellen eine Alternative zur bisherigen Medikation mit Phenprocoumon dar. Beide Medikamente haben in großen klinischen Studien bewiesen, dass sie das Risiko für Schlaganfälle in gleichem Maß senken wie Phenprocoumon. Die Studienergebnisse zeigen darüber hinaus, dass bedrohliche Blutungskomplikationen tendenziell etwas seltener auftreten. Bestimmungen des INR-Wertes entfallen und Ihre Wirkung setzt bereits wenige Stunden nach der ersten Tabletteneinnahme ein. Sie endet ebenso schnell nach absetzen des Medikamentes, so dass die die Planung operativer Eingriffe einfacher wird. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es außerhalb von Studien fast keine Langzeit-Erfahrungen zu den neuen Medikamenten. Es kann zum jetzigen Zeitpunkt somit nicht empfohlen werden, eine gut funktionierende Phenprocoumon- Einstellung umzustellen.